Würzburg (POW) Riesengroß ist das Interesse am „Tag der offenen Dommusik“ am Samstag, 6. Mai, unter dem Motto „Komm, sing mit!“ in den Räumen der Würzburger Dommusik gewesen. Angebote wie die Chorworkshops oder das Eltern-Kind-Singen waren durchweg gut besucht, bei der Stimmberatung musste man zeitweise Schlange stehen, und wegen der großen Nachfrage wurde kurzfristig eine zusätzliche Backstage-Tour zur Domorgel angeboten. „Es war sehr bunt, es war sehr voll, es war genauso, wie wir uns das vorgestellt hatten“, sagte Domkapellmeister Alexander Rüth. Nicht nur für die Besucherinnen und Besucher, auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dommusik sowie die Sängerinnen und Sänger sei der Tag ein großer Gewinn gewesen. „Wir haben gespürt, wie vielfältig unser Angebot ist und was wir leisten können.“
„Wir möchten diese Stadt gemeinsam mit Euch wieder zum Singen und Klingen bringen“, begrüßte Rüth die großen und kleinen Besucherinnen und Besucher im großen Probensaal. Wer mochte, konnte gleich zu einem der offenen Chorworkshops bleiben. Wer zum allerersten Mal bei einer Chorprobe dabei war, lernte, dass zum Aufwärmen nicht nur Stimm-, sondern auch Körperübungen gehören. Zum Beispiel in die Hände klatschen, mit den Händen auf die Schultern und die Beine klopfen, mit den Füßen aufstampfen – und das alles nacheinander und im Takt. „Der Körper ist unser Instrument. Es ist ganz wichtig, die Verbindung zwischen Klang und Körper zu spüren“, erklärte Rüth. Am Beispiel von „Viva la Vida“ der Gruppe „Coldplay“ gab er einen Einblick, wie ein Lied erarbeitet wird. „I used to rule the world“ – „Ich habe einst die Welt regiert”: Wie macht man die Melancholie über verflossene Macht hörbar? „Indem man die Lautstärke ein bisschen reduziert und sich am Ende ein bisschen zurücknimmt“, lautete ein Tipp des Domkapellmeisters. Nach einer knappen halben Stunde und unterstützt von der Jungen Domkantorei klang die erste Strophe schon recht professionell.
Domorganist Professor Stefan Schmidt führte durch die „Geheimgänge“ des Doms von den Räumen der Dommusik zur Chorempore und zur Domorgel im Kiliansdom. Diese Gänge sind sonst nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Über viele Treppenstufen gelangte die Gruppe in den Dachstuhl des Doms. Im Zwielicht ging es über lange Holzstege, vorbei an Stuckfragmenten und zerbrochenen Putten aus der alten Ausstattung des Doms sowie Modellen für die Neugestaltung des Domchors. Noch eine schmale Wendeltreppe, noch ein paar Steinstufen, dann war die Gruppe angelangt. Der Domorganist ließ vor allem die Orgel sprechen. Vom tiefsten Ton, der alles zum Vibrieren brachte, bis zu den höchsten Tönen, die nur noch als leises Sirren hörbar waren. Nach einem Schnelldurchlauf durch eine Auswahl von Registern demonstrierte er das Zusammenspiel der unterschiedlichen Töne. „Es ist ein bisschen wie die Zutaten beim Kochen“, erklärte er: „Klingt das gut oder nicht?“
„Der Tag war sehr interessant, vor allem die Führung“, lautete das Fazit einer Familie, die eigens aus Bergtheim zum „Tag der offenen Dommusik“ gekommen war. Die Domorgel war für die Kinder das Highlight. Der Vormittag, an dem speziell Familien mit Kindern bis zu 14 Jahren angesprochen waren, sei sogar noch voller gewesen als der Nachmittag, bilanzierte Rüth am Ende der Veranstaltung. Angebote wie der Instrumentengarten oder die musikalischen Mandalas waren vor allem am Vormittag gefragt. Verwaltungsleiterin Caroline Bauernfeind, die den Informationsstand am Eingang zur Dommusik betreute, freute sich vor allem über die vielen Familien, die sich über die Angebote informierten. Gut besucht waren auch die Chorworkshops mit Rüth und seiner Assistentin Lena Herber. Auch Domdekan Dr. Jürgen Vorndran, der unter anderem bei einem der Chorworkshops vorbeischaute, freute sich über die gelungene Veranstaltung. „Es war schön, dass die Besucherinnen und Besucher viel ausprobiert haben“, sagte Domkapellmeister Rüth. Ob er sich eine Wiederholung vorstellen könne? „Unbedingt!“ (Kerstin Schmeiser-Weiß)